Der Zürcher und der Stadtzürcher Heimatschutz kämpfen für den Theatersaal Pfauen
Die im Sommer 2018 präsentierten Pläne des Zürcher Stadtrates, den historischen Theatersaal des Schauspielhauses Zürich für einen Neubau zu opfern, löste breiten Widerstand aus. Das Stadtzürcher Parlament verlangte vom Stadtrat, er müsse in Varianten denken. Nach zwei Jahren Denkarbeit erklärt die Stadtzürcher Regierung schliesslich im November 2020: Wir bleiben dabei, der Pfauensaal gehört abgebrochen.
Für den Zürcher und den Stadtzürcher Heimatschutz stellt diese sture Haltung der Stadtzürcher Regierung einen Akt der kulturellen Ignoranz dar. Der Theatersaal strahlt nicht nur eine einzigartige Magie aus, sondern besitzt eine historische Bedeutung, die kaum hoch genug einzustufen ist. Hier fanden die grossen Erstaufführungen von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt statt. Hier leistete das Theater vor und in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen die Nazidiktatur.
Der Zürcher und der Stadtzürcher Heimatschutz fordern, dass der Pfauensaal als eines der wichtigsten Baudenkmäler der Theatergeschichte des Deutschsprachigen Raums im 20. Jahrhundert erhalten und sorgfältig renoviert wird.
Die Pfauenbühne erhalten – als kultur-, theater- und konstruktionsgeschichtliches Denkmal
Eine Petition von Hochschullehrer*innen der Denkmalpflege, Baugeschichte, Architektur- und Kunstgeschichte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum fordert den Zürcher Stadtrat zum Erhalt des Theatersaals am Pfauen.
Petition der Hochschullehrer*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum (Januar 2021).
«Lasst dieses schöne Haus in Ruhe!»
Künstlerinnen und Künstler für die Erhaltung des Pfauensaals
«Lasst dieses schöne Haus in Ruhe»: Flyer als PDF
Am 18. November 2020 hat der Stadtrat von Zürich bekanntgegeben, dass er das Pfauentheater abreissen will und an dessen Stelle einen Ersatzneubau plant. Gleichentags hat der Zürcher Heimatschutz per Medienmitteilung wissen lassen, dass er den Abbruch dieses historisch, baukünstlerisch und kulturell einzigartigen Theaterraums mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen werde. Seither ist der Protest aus Theaterkreisen nicht abgerissen.
In den Tagen seit Bekanntwerden des stadträtlichen Abbruchentscheids hat sich eine mitgliederstarke Gruppe von prominenten Künstlerinnen und Künstlern (Schauspieler*nnen, Regisseure, Intendanten, Autoren) gebildet. Sie alle sind Theaterleute mit profunder Bühnenkenntnis am Pfauentheater wie auch an Bühnen des deutschsprachigen Raums. Sie haben mit Entsetzen und Befremden von der Haltung des Stadtrates Kenntnis genommen.
Unter dem Titel «Lasst dieses schöne Haus in Ruhe!» protestieren die Künstlerinnen und Künstler mit Entschiedenheit gegen diesen Akt einer geschichtsvergessenen und kulturlosen Barbarei.
Aus ihrer langjährigen Tätigkeiten am Zürcher Schauspielhaus kennen die Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner des Aufrufs die dortigen Arbeitsbedingungen aus eigener Erfahrung bestens. Als erfolgreiche Theatermacherinnen und Theatermacher im deutschsprachigen Raum können sie die Pfauenbühne unschwer mit anderen Bühnen vergleichen. Sie verlangen, dass auf den Abriss verzichtet werde und dass nötige Erneuerungsarbeiten am Haus unter strikter Respektierung des bestehenden Zuschauerraumes projektiert werden.
Sie sind überzeugt davon, dass die Bühne auch unter Erhaltung des bestehenden Saals die volle Zukunftsfähigkeit besitzt.
Medienmitteilung vom 4. Dezember 2020
Aufruf und Namen der Erstunterzeichnenden
Statements der Erstunterzeichnenden
Siehe auch
«Schauspielhaus Zürich: Gegen den Abbruch des Pfauensaals» Daniel Kurz, werk-notiz, werk, bauen + wohnen 17. Februar.2021
«Zerstörung des Pfauensaals? - ein Akt der Ignoranz» Medienmitteilung des Zürcher Heimatschutzes vom 18. November 2020.
«Die Abrissbirne droht über dem Zürcher Schauspielhaus: Es geht um mehr als bloss um Nostalgie.» Kommentar von Urs Bühler in der NZZ vom 18. November 2020.
«Der 94 Jahre alte Saal soll weg.» Tagesanzeiger, 18. November 2020
«Ich gewichte die Zukunft des Hauses höher als den Erhalt des Saales.» Der Zürcher Kulturchef Peter Haerle redet beim Umbau des Schauspielhauses mit, NZZ, 27. März 2019
«Der Pfauensaal muss erhalten bleiben», Gastbeitrag von Lydia Trüb im Tages-Anzeiger, 18. März 2019
«Kampf ums Schauspielhaus», Tagesanzeiger, 14. August 2018
«Der Heimatschutz kämpft für den Theatersaal am Zürcher Pfauen», NZZ, 14. August 2018
Medienmitteilung «Theaterdonner vor der Theaterpause des Zürcher Schauspielhauses»
Medienmitteilung «Umfassende Modernisierung des Pfauens für das Schauspielhaus», Präsidialdepartement, Hochbaudepartement, 6. Juli 2018
«Das Schauspielhaus in Zürich: seine architektonische und städtebauliche Bedeutung» in Unsere Kunstdenkmäler: Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 25 (1974)
Nützliche Links
Kontakt bei Rückfragen
Stadtzürcher Heimatschutz SZH
kontakt(at)heimatschutzstadtzh.ch
Zürcher Heimatschutz ZVH
info(at)heimatschutz-zh.ch
Ja, die Arbeitsbedingungen hinter der Bühne sind schlecht, manche sagen sogar: unzumutbar. Dass hier Sanierungsbedarf besteht, ist unbestritten. Nur, hängt von Faktoren wie der Grösse von Zufahrtswegen, Lagerflächen und Umbaumöglichkeiten gleich die ganze Zukunft des Theaters ab? Lässt sich, wie von den Befürwortern des Neubaus behauptet, ohne ausgefeilteste Bühnentechnik kein gutes, kein modernes Theater mehr machen? Ich wage dies zu bezweifeln. Klara Obermüller, Journal21, 29.3.2021.
«Es ist mir ein Rätsel, wie eine Stadt darauf kommen kann, ein so wunderbares Bauwerk zu zerstören» Gerd Leo Kuck, ehemaliger Intendant des Schauspielhauses NZZ, 18.11.2020
«Was aber bleibt dann von der aussergewöhnlichen Geschichte, die sich hier zwischen 1933 und 1945 abgespielt hat?» Marion Wohlleben in Tec21, 14.5.2020.
«Ein Abbruch wäre ein Frevel, über den man noch Generationen später den Kopf schütteln würde.» Rico Bandle, Tages Anzeiger, 21.11.2020

Elmar Ledergerber: «Macht etwas Gescheiteres»
Der alt Stadtpräsident und frühere Verwaltungsratspräsident der Schauspielhaus AG zum Pfauensaal
«Demolierung des Erbes»
Matthias Alexander, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2020
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